Nahtstellenbarometer April 2023: Rolle der Eltern bei der Ausbildungswahl zentral
Im April 2023 stehen hochgerechnet rund 92'000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren vor der Ausbildungswahl. Davon haben 63% bereits eine feste Anschlusslösung. Ähnlich wie im Vorjahr, bieten die befragten Unternehmen rund 77'000 Lehrstellen an. Neu wurden die Jugendlichen auch nach der Rolle ihrer Eltern in der Ausbildungs- und Berufswahl befragt. Diese erweisen sich dabei vor Lehrpersonen als wichtigste Ansprechpersonen. Diese und weitere Informationen finden sich im neusten Nahtstellenbarometer, das gfs.bern im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI erhoben hat.
Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit ziehen die befragen Jugendlichen am häufigsten eine berufliche Grundbildung in Erwägung. Maturitätsschulen sind die zweithäufigste Präferenz. Gut ein Viertel der Jugendlichen plant ein Zwischenjahr oder will ein Brückenangebot in Anspruch nehmen.
62% (rund 27'000) der Jugendlichen mit Interesse an einer Lehrstelle verfügten im April 2023 bereits über einen unterschriebenen Lehrvertrag. Dieser Wert liegt über dem Durchschnitt der vorangegangenen Jahre und bewegt sich wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau (2022: 56%, 2021: 52%, 2020: 56%, 2019: 61%). Weitere 12% (rund 5'400) der Jugendlichen erhielten bereits eine mündliche Zusage für eine Lehrstelle.
Unter jenen rund 36'000 Jugendlichen, die sich für eine Maturitäts- oder Fachmittelschule interessieren, haben 46% die Aufnahmeprüfungen bestanden oder erfüllen die Aufnahmebedingungen und haben deshalb einen zugesicherten Platz nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit. Das sind wieder mehr als im Vorjahr und damit ähnlich viele, wie vor der Pandemie (2022: 36%, 2021: 40%, 2020: 36%, 2019: 45%).
Bei rund dreiviertel der Unternehmen ist das Lehrstellenangebot gleich gross wie im Vorjahr (74%). 11% der Unternehmen bieten mehr Lehrstellen an als 2022. 8% der Unternehmen geben an, weniger Lehrstellen anzubieten, 7% haben sich dazu nicht geäussert. 63% der angebotenen Lehrstellen konnten im März/April 2023 bereits besetzt werden. Dieser Wert hält sich relativ stabil (2022: 64%, 2021: 63%, 2020: 66%). Der Anteil im Frühjahr 2023 vergebener Lehrstellen variiert beträchtlich in den verschiedenen Branchen. Viele Lehrstellen sind in den Bereichen Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Land- und Forstwirtschaft vergeben. Vergleichsweise viele offene Lehrstellen finden sich dagegen im Gast- und Baugewerbe.
Laut Nahtstellenbarometer ist die Rolle der Eltern bei der Ausbildungswahl ihrer Kinder zentral. 88% der befragten Jugendlichen geben an, von ihren Eltern im Prozess der Ausbildungswahl unterstützt worden zu sein. Die Mehrheit der Jugendlichen attestiert den Eltern gute Kenntnisse über das Bildungssystem und fühlt sich in der Ausbildungs- und Berufswahl frei von Wunschvorstellungen der Eltern. Ein Unterschied zeigt sich dabei zwischen Jugendlichen mit und ohne Schweizer Nationalität: Jugendliche mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger mit elterlichen Wünschen konfrontiert (56%) als Schweizer Jugendliche (37%).
Das Nahtstellenbarometer zeigt die aktuelle Situation und die Entwicklungstendenzen an der Nahtstelle zwischen obligatorischer Schule und Sekundarstufe II auf. Es wird jährlich zwei Mal erhoben. Stichtage sind jeweils der 15. April und der 31. August. Für die nun vorliegenden Hochrechnungen wurden vom 24. Februar bis 17. April 2023 7'337 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren schriftlich befragt. Auf Seiten der Unternehmen wurden vom 27. Februar bis 24. April 2023 5219 Betriebe schriftlich befragt.